Ingrid Stern

Kurzbiographie
geboren in Murau, lebt in Graz
Künstlerische Förderung durch Akad. Maler Prof. Johannes Wanke, Neumarkt a. d. Raab, akad. Maler Krayem Awad (Leiter der Sommerakademie im AAI, Wien), Art Grundlsee Workshops im In- und Ausland

Werke in privatem und öffentlichem Besitz (Bischof Kapellari, Stadtmuseum, Wirtschaftskammer, Bildungshaus Mariatrost, Priesterseminar Graz, Grazer Stadtwerke, Steiermärkische Landesregierung, Firma Sappi, Firma Ladenstein, österreichische Botschaft in Litauen)

Ausstellungen u.v.a. in Österreich (Graz: Künstlerhaus, Landesmuseum Joanneum/ St. Ulrich a. Greith, Stadtmuseum, Bildungshaus Mariatrost, Priesterseminar, Wien: Galerie Free Cart, Salzburg: Kunstmesse Art View- Performance, Klagenfurt: Landesgalerie), Deutschland ( Flughafen Frankfurt/Main: "Blauer Salon", Berlin-Mitte: Galerie Novalis, München: Rathausgalerie Taufkirchen), Italien (Internationale Kunstausstellung Florenz 1998 und Biennale Florenz 1999), New York (Hotel Mariott im World Trade Center, Atelier Leo Glückselig), Australien (Sydney: Galerie Masterpiece) Korea (Kunsan-6te ASROPA college Dept. of interor Design, Seoul-7te ASROPA Prof. Mag. Beungkun SOU), Belgien (Steiermarkhaus in Brüssel 2001), Slowenien (Ljubljana: 2. World Festival of Art and Paper, Marburg (Synagoge), Belgien (Neues Steiermarkhaus in Brüssel 2005), Benefizausstellung für Albanien
(Kunsthaus Graz 2006), Priesterseminar 2007

Techniken: Mischtechnik, Öl und Acryl, Objekte aus Metall, Installationen und Bronzeguss.


Zwischen Vision und Design
Von Bernd Schmidt

Mit einem bildnerischen Programm, das sowohl berührend Visionäres als auch geschickt arrangierte Arbeiten in Richtung Design umfasst, stellt die steirische Künstlerin Ingrid Stern erneut ihre Vielseitigkeit unter Beweis. Und weil trotz einer zum Teil plakativ-aparten Ausdrucksweise stets eine weiterführende Idee hinter dem zu nächst Sichtbaren erahnt werden kann, schirmt Ingrid Stern ihr Werk kategorisch gegenüber jeglicher Oberflächlichkeit ab.

Da ist viel Raum für Meditatives – besonders in ihren Großformaten, deren Farbigkeit sich gleichsam selbst aufhebt, indem sich die Künstlerin auf die Wirkung von Weiß, Grau und Schwarz beschränkt. Es sind Bildwerke, eigentlich mehr grafisch als malerisch wirkend, die den Betrachter formal wie inhaltlich in ihren Bann ziehen, da ihr reduzierter Ausdruck von einer enormen Spannung zeugt. Man glaubt es Ingrid Stern aufs Wort, wenn sie von "Visionen" spricht, die am Beginn dieser intensiven Arbeiten stehen und denen sie sich – auch wenn sie es wollte – gar nicht entziehen könnte. Und ungeachtet der Einschränkung auf die erwähnten "Farben" wirken diese Bilder endgültig, nicht anders denkbar, auf eindrucksvolle Weise abgeschlossen.

Ganz anders – und letztlich doch wiederum artverwandt – erscheinen da Ingrid Sterns drei Mal sechs Bilder, besser wohl: Bildgeschichten, die sie mit Acryl auf Folie gebannt hat. "Sensible Strukturen" sind es, deren klar durchdachte Strukturiertheit besticht. Was ganz allgemein an Sterns Arbeiten immer von Neuem überrascht, sind ständige Wendungen, ist der Wechsel der künstlerischen Position, ist somit die Neugier, die aus ihrer Kunstausübung spricht ...

Ob sich nun ein Dialog ergibt, oder ob sich ein Dialog gleichsam auflöst in seine einzelnen Formulierungen, Floskeln und Sentenzen, die Bildwerke leben zumeist von einem intensiven erzählerischen Moment. Und sie teilen sich auf mannigfaltige Weise dem Betrachter mit, ma-chen ihn dadurch zum Verschworenen, zum Mitwisser. Einfache Tücher gewinnen zum Beispiel solcherart etwas Rätselhaftes, ihre Räumlichkeit und ihre Wirkung im Raum können und dürfen, ja: sollen ruhig hinterfragt werden.

In der Gruppe blauer Strukturen wiederum schwingt so etwas wie "leichtes Sein" mit, was indes nicht bedeutet, dass die Künstlerin hier (wie überhaupt) etwas auf die leichte Schulter zu nehmen gedenkt! Leicht umschreibt bloß eine Form des Unangestrengt-Seins.

Wenn am Anfang von den beiden Polen Vision und Design die Rede war, so soll dies freilich nur als Denk- und Beobachtungsstütze dienen, jedoch keine Doktrin ausdrücken. Denn mit-nichten sind Ingrid Sterns Bilder allzu leicht in eine Stilschublade einzuordnen. Davor bewahren sie ein reger Künstlergeist und viel Sehnsucht nach dem Wissen, was sich hinter der nächsten Ecke wohl verbergen könnte, womit man – die Künstlerin wie der Betrachter – zuvor womöglich gar nicht gerecht hatte.

Gerade wo Kunst nicht verkrampft oder krampfhaft versucht, originell zu sein, erwachsen ihr, wie es das Beispiel Ingrid Sterns eindringlich offenbart, sehr oft die optimalen Chancen für eine echte Originalität, die im vorliegenden Fall zudem zwischen Spiritualität und formaler Ausdrucksstärke angesiedelt ist.


Ingrid Stern
von Karl Mittlinger (Direktor des Bildungshauses Mariatrost in Graz, seit vielen Jahren in der Österr. Erwachsenenbildung konzeptiv tätig, Vorstandsmitglied im Europa-Literaturkreis Kapfenberg)

"Ein Mensch, an dem kein Falsch ist", fällt einem ein, wenn man der Künstlerin Ingrid Stern begegnet, dieser Eindruck bleibt auch, ja verstärkt sich, wenn man sich auf ihre Bilder einlässt: da will uns niemand einen Bären aufbinden, da wird keine enigmatische Verschlüsselung betrieben, da wird nicht geheimnisvoll geraunt. Farbe, nicht zu wenig, Form, einmal konstruktivistisch streng, plakativ, ein andermal frei assoziierend aus dem Vollen schöpfend, immer aber verliebt in die Farbe. Rot, grün, gelb und blau, vor allem blau.
Einer Katze gleich präsentiert Ingrid Stern freudig und stolz ihren Fang, ihre Bilder. Aus ihrer intuitiven Schaffensfreude heraus will sie hören, was Betrachterinnen und Betrachter aus ihren Bildern lesen, sie hört zu und staunt – das habe ich gemacht, das habe ich ausdrücken wollen? Verwundert blickt sie ihre eigenen Bilder an und beginnt zu verstehen.
Ingrid Stern ist eine Spätberufene, sie steht dazu, erst in der zweiten Lebenshälfte mit dem Malen begonnen zu haben, Johannes Wanke und Krayem Awad nennt sie als ihre Mentoren auf einem sonst autodidakten Weg. Offenbar hat ihre energetische Uhr auch erst damals zu ticken begonnen, sie ist jung, kraftvoll und, die Katze wurde schon eingeführt, verspielt.
'Traumwelten', 'Zeitspuren', ‚Himmel und Erde', "Zeitfluss", "die Haut", "die andere Wirklichkeit oder einfach 'Konstruktivismus' überschreibt die Künstlerin einige ihrer Zyklen, aber in der aufregenden Spannweite ihrer Ausdruckskraft mag da schon morgen ganz etwas anderes auf uns zukommen, Ingrid Stern lässt sich nicht ein- oder zuordnen.
Vielfältig auch ihre Techniken: Mischtechnik, Installationen, Tusche auf Japanpapier in letzter Zeit besonders häufig, mit dieser Technik gelingen ihr ausdrucksstarke Bilder, in denen sie zum Wesentlichen vorstößt, Abstraktion und Fülle, asketisch-strenge Formensprache und kosmisch-wirbelndes Werden.
Ingrid Stern ist international unterwegs: Kunstausstellung Biennale in Florenz, internationale Kunstausstellung in Florenz, New York (World Trade Center, Atelier Leo Glückselig), Brüssel (Steiermarkhaus 2001 und 2005), Korea, Graz (Künstlerhaus, Landesmuseum Joanneum, Stadtmuseum, Bildungshaus Mariatrost, Priesterseminar) u.v.a.


Die große Freundlichkeit der Ingrid Stern
von Prof. Dr. Heribert Schwarzbauer

Anders als manche – auch nicht mehr ganz junge – Kollegin bekennt sich die Grazer Künstlerin Ingrid Stern offen dazu, dass sie heuer im Mai 65 Jahre alt wurde und dass sie erst vor 12 Jahren die Nötigung verspürte, sich malerisch auszudrücken. Im Schwarzenbergschen Gutshof "Gestüthof" bei Murau als Tochter des Verwalters geboren, verbrachte sie ihre Kindheit mehr unter Pferden als unter Menschen, und die Natur blieb ihr auch weiterhin als Grunderlebnis, ohne jedoch zu künstlerischen Äu-ßerungen zu verleiten; die junge Ingrid wurde vielmehr Diplomkinderkrankenschwes-ter und als solch so sehr aufs Menschliche fixiert, dass eine ganz große Freundlich-keit zum bestimmenden Grundzug ihres Wesens wurde. Daran konnte dann auch die Berufung zur Kunst nichts ändern: Sie erblickte darin weder ein Handwerk unter vielen anderen, noch eine Einladung, sich vor den Mitmenschen hervorzutun, um aus deren Lob Vorteile zu erhaschen – zu all dem fühlte sich Ingrid Stern weder motiviert noch jung genug, um mit gut 50 Jahren die Mühen einer systematischen Ausbildung auf sich zu nehmen. Stattdessen ging sie zu einzelnen guten Meistern, um sich über die ihr wesentlich erscheinenden Probleme der Formgebung und Farbgestaltung klar zu werden. Von diesen Lehrern war es vor allem der heuer hoch betagt verstorbene Johannes Wanke, der ein besonderes Gespür für die geistige Statur und Struktur spätberufener Kunstjünger hatte und sein persönliches Vorbild als stärkstes Stimulans einzusetzen verstand.
Da Ingrid Stern solcherart glücklicherweise niemals eingeengt oder behindert wurde, konnte sich auch ihr Werk so frei entfalten, dass es heute bereits wie ein ganzer Kosmos anmutet, dessen mögliche Ausdehnung unbeschränkt bleibt und immer wie-der mit unerwarteten Überraschungen aufwartet. Nicht nur alle üblichen malerischen und grafischen Techniken werden souverän, weil eher instinktiv als verstandesmäßig beherrscht; vielmehr zeigt Ingrid Stern gerade jetzt wieder, dass sie auch dringliche Zeitprobleme wie den destruktiven Feinstaub im wahrsten Wortsinn in den Griff zu bekommen versteht, nämlich mittels einer großen Beseninstallation, die den viel-schichtigen Begriff des "Kehrens" provoziert und zu vielfältigen Modulationen wie vor-, ab-, aus-, ver-, ein-, um- oder heimkehren verlockt. In allen Arbeiten von Ingrid Stern, wozu auch plastische Objekte aus Metall gehören, steckt aber nicht nur Per-fektion, sondern auch viel Visionäres und Meditatives, und der große grafische Zyklus "Schöpfung – Urform" (im Priesterseminar) ist sogar völlig "automatisch" durch gleichsam innere Handführung entstanden. Wir haben es hier also mit einer durchaus originär schaffenden Künstlerin zu tun, zu deren Beurteilung alle üblichen Maß-stäbe versagen


Gedanken zum Fastentuch
von Abt Otto Strohmeier, Stift St.Lambrecht 2011

Es war Aschermittwoch 2010: Ein riesiges Tuch hing von der Decke unsere hohen, gotischen Stiftskirche von der Decke herunter bis zum Boden:Unser neues Fastentuch, gestaltet von der Künstlerin Ingrid Stern aus Graz, deren Wurzeln in unserer Nachbarschaft liegen. Dieses Tuch wurde an diesem Abend der Öffentlichkeit vorgestellt. Auf der Suche nach einem Fastentuch für unsere mächtige, gotische Stiftskirche kamen uns die Bilder von Ingrid Stern entgegen, die sie bei uns im Jahre 2009 ausstellte. Wir waren uns rasch einig, daß gerade diese Art von Bildern unserem Geschmack entssprechen würden und Ingrid Stern war rasch bereit, auf unsere Wünsche einzugehn. Es war die "Stimmigkeit"dieser Bilder, die uns von Anfang an faszinierte. Diese Bilder stimmten mit dem Lebenszeugnis von Ingrid Stern überzeugend überein. Die Bilder waren für mich ein authentischer Ausdruck ihres österlichen Glaubens, nämlich der Art und Weise, wie sie den Tod ihres Sohnes aufgearbeitet hatte. In allem Schmerz der Trennung gab es für sie einen Prozeß der Wandlung vom schmerzhaften Verlust hinüber in eine Gewißheit, die nur aus dem Glauben an die Aufersehung Christi kommen kann. Es war und ist die Gewißheit, im Sterben nicht einfach ausgelöscht zu werden sondern vielmehr durch das Sterben hindurch vewandelt zu werden in etwas Neues, Größeres, unendlich Schönes. Dieser ihrer österlichen Grundeinstellung entsprachen genau ihre Bilder. Es sind Bilder, die etwas von Verklärung erahnen lassen. In Farbgebung und in Abstraktion vermitteln sie Geist, der Tod überwindet und Unvergänglichkeit.
Daß nun eines dieser Bilder als Fastentuch für unsere Stiftskirche angefertigt wurde und eben gerade jetzt wieder aufgehängt wird, freut mich deshalb besonders, weil für mich unsere so einfach-erhabene gotische Stiftskirche auch etwas sehr Österliches an sich hat. Wenn mit diesen Bildern offensichtlich etwas "erfühlt" wird von Unsterblichkeit, von Überwindung von Leid und Tod, dann kommt damit das zum Ausdruck, was wir im Tiefsten alle als eine letzte, entgültige "Erfüllung" unserer Existenz erspüren.